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Wie in "Die grauen Seelen" (BA 11/04) spielt die Handlung des neuen Romans des renommierten französischen Autors in einem zwar imaginären, aber erkennbaren Raum, einem kleinen Dorf in der Nähe der deutschen Grenze, diesmal unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg, und wiederum geht es um einen düsteren Mord, in den fast alle Bewohner verstrickt sind. Der Ich-Erzähler Brodeck, ein Außenseiter und KZ-Überlebender, wird von der Dorfgemeinschaft gezwungen, einen Bericht zu schreiben über den gemeinschaftlich begangenen Mord an einen Fremden, der nur "der Andere" genannt wurde. Parallel dazu ist er dabei, seine Erlebnisse im Lager, die Zeit in der er als "Hund Brodeck" unermessliche Qualen und Erniedrigung erleben musste, niederzuschreiben. Misstrauisch und feindlich beäugen die Dörfler ihn, erahnen sein Unverständnis für ihre Tat. Claudel ist ein exzellenter, vielschichtiger und zeitloser Roman über die Bedrohung des Außenseiters in einer latent feindlichen Gesellschaft gelungen, der zum Nachdenken anregt. Überall sehr empfohlen.