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Das besondere Buch

Wilkie Collins: "Der Monddiamant"

Wilkie Collins‘ „Der Monddiamant“ (1868) ist einer der ersten Kriminalromane und gilt als Klassiker des Genres.

Alles dreht sich um einen verschwundenen indischen Diamanten, der einst in Indien die Stirn einer Mondgöttin geziert hatte und unrechtmäßig nach England gebracht worden war. Die junge Lady Rachel erhält ihn zu ihrem einundzwanzigsten Geburtstag als Geschenk. Uneingeladen erscheinen drei merkwürdige indische Gaukler auf der Feier – verkleidete Brahmanen, wie ein kundiger Gentleman erkennt. In der Nacht wird der Schmuckstein aus Rachels Schlafzimmer entwendet. Da das Haus abgeriegelt war, kommen nur die Gäste der Feier als Täter in Frage. Der Verdacht richtet sich erst gegen die drei Inder, die allerdings ein Alibi haben, dann gegen die Hausangestellte Rosanna, die sich schon länger merkwürdig verhalten hatte und nach dem Diebstahl Selbstmord begeht. Die lokale Polizei kommt mit ihren Ermittlungen nicht voran, und auch der aus London herbeigerufene Detektiv Sergeant Cuff bringt nur wenig Licht in das mysteriöse Dunkel. Hat Rachel den Stein womöglich selbst versteckt? Weshalb begegnet sie Franklin Blake, der den Detektiv bei seinen Ermittlungen unterstützt, plötzlich mit Ablehnung? Hält sie ihn für den Dieb? Das Gespinst aus Verstrickungen, Rätseln und Geheimnissen wird immer undurchschaubarer. Nachdem der Detektiv den Fall aufgegeben hat, übernimmt Blake selbst die Ermittlungen…

Collins legt die Erzählung den beteiligten Personen selbst in den Mund (bzw. die Feder). Mit Hilfe der verschiedenen „Zeugenaussagen“ in Form von Briefen und Tagebucheinträgen kann der Leser so selbst zum Detektiv werden. Das Vergnügen erhöht sich noch dadurch, dass jede der Personen eine je eigene, ausgeprägte Erzähl- und Sichtweise hat.

Wilkie Collins hat mit „Der Monddiamant“ nicht nur einen zeitlosen Klassiker der Kriminalliteratur geschaffen mit Elementen, die von zahllosen späteren Detektivromanen aufgegriffen werden sollten – von der unfähigen Polizei über den exzentrischen Detektiv bis zur überraschenden Auflösung. Collins war auch ein wacher Sozialkritiker mit Blick für die Nöte der Unterschicht und der Frauen sowie für die Ungerechtigkeiten des englischen Kolonialismus.

Wer ein Faible für gute alte englische Detektivromane hat, dem sei dieser wunderbare Schmöker ans Herz gelegt.
 

MK
 

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