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Der in der Literaturkritik bisher überwiegend freundlich aufgenommene "neue Walser" (zuletzt "Ein liebender Mann", BA 4/08) überrascht auch mit einem neuen Thema: dem Glauben an die Transzendenz, an ein "Jenseits" unseres Lebensalltags, der bei Walser immer unvermeidlich von Versagungen und Enttäuschungen bestimmt ist. Der Held dieser schmalen Novelle sieht sich in seiner Position als Chefarzt einer Nervenklinik bedrängt von seinem agilen Oberarzt, der ausgerechnet die Frau geheiratet hat, die die Liebe seines Lebens war und ist. Kraft gibt diesem - für Walser typischen - bedrängten und traurigen Helden die Transzendenzerfahrung des Glaubens. Ausgerechnet aber sein Versuch, die Kraft des Glaubens durch einen Reliquien-Diebstahl zu beweisen, bringt ihn dann - in ironischer Wendung - als Zwangspatient in die eigene Psychiatrie. Doch nicht in der etwas bemüht wirkenden Handlung oder den Figuren liegt die Qualität der Novelle, sondern in Walsers gewohnter Sprachmächtigkeit. Breite Empfehlung.