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Versuch über die Müdigkeit:

Nach dem Schauspiel "Das Spiel vom Fragen ..." (BA 7/89) jetzt ein philosophischer, in Frage und Antwort an Platon erinnernder Essay über die "Müdigkeit", diese aber nicht verstanden als ein Zustand, der durch Schlaf zu beheben ist. "Ich will erzählen von den unterschiedlichen Weltbildern der verschiedenen Müdigkeiten": so lesen wir von der Müdigkeit des Kindes, das bei der Ernte helfen muß, der der Bauern und Handwerker (nicht der Sklaven und Fließbandarbeiter oder der Übeltäter und reichen Bürger!), von einer gesunden, wohltuenden, schöpferischen Schaffensmüdigkeit, die verjüngt, von einer Lebensmüdigkeit bis zu einer kosmischen Müdigkeit. Vielleicht eine Geisteshaltung, ein Gefühl der schönen Empfindungen oder sogar eine Naturkatastrophe. -

 

Versuch über die Jukebox:

Handkes neue Erzählung erinnert stark an den "Nachmittag eines Schriftstellers" (BA 7/87). Wieder geht das "Ich" auf Distanz, wird zum "Er" eines Schriftstellers, der im Dezember 1989, jener Zeit der "historischen Ereignisse", eine Reise nach Soria unternimmt, einem Ort im kastilischen Hochland, um hier seinen schon im "Versuch über die Müdigkeit" (BA 12/89) angekündigten "Versuch über die Jukebox" zu schreiben. Handke, seit der Kindheit fasziniert von diesen altertümlichen Musikautomaten, fügt seine Betrachtungen über die Jukebox ein in ein Gespinst von Erinnerungen und Gedanken über "das ganz und gar Ereignislose" (Handke). Dieser empfindsame Schilderer des Alltäglichen und Unscheinbaren, dessen ständiges Unterwegssein einem "Herumirren" gleicht, legt wieder in einer immer kunstvoller werdenden Sprache ein wunderbares Stück Prosa vor. -

 

Versuch über den geglückten Tag:

Nach den Notizbüchern und Romanen der 80er Jahre veröffentlicht Handke jetzt im 3. Jahr einen weiteren "Versuch", kurze Texte über Phänomene des menschlichen Lebens (s.a. "Versuch über die Müdigkeit": BA 12/89; "... die Jukebox": BA 11/90). Hier stellt sich dem Autor die Frage nach dem "geglückten Tag", einem in langen, immer kürzer werdenden Sätzen umkreisten Thema, ausgehend von einem Bild von Hogarth und einer Meditation über "die Linie von Schönheit und Anmut", für Handke Sinnbild der Idee eines geglückten Tages. Immer wieder stellt der Autor die Frage: "Wer hat schon einen geglückten Tag erlebt?" und "Was ist ein geglückter Tag?". Zeitlicher Hintergrund ist der Golfkrieg, örtlicher ist Paris. Wer immer sich an dieser subtilen Prosa mit ihrer Fülle von Welt erfreut: was ein geglückter Tag ist, wird er nicht erfahren.