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Das besondere Buch

Gustave Flaubert: "Madame Bovary"

Bei seinem Erscheinen im Jahr 1856 war Gustave Flauberts Roman „Madame Bovary“ ein Skandal. Wegen „Unmoral“ wurde dem Autor der Prozess gemacht. 

Das Werk mit dem Untertitel „Ein Sittenbild aus der Provinz“ schildert das Eheleben der jungen Emma, die sich nach der Heirat mit dem verwitweten Landarzt Charles Bovary ein aufregendes gesellschaftliches Leben erhofft, die von der kleinbürgerlichen Enge jedoch zunehmend gelangweilt ist und ihren biederen und einfach gestrickten Ehemann zu verachten beginnt. Auch die Geburt einer Tochter ändert nichts daran, dass Emma unter Niedergeschlagenheit und Stimmungsschwankungen leidet. Im Kampf gegen ihre innere Leere flüchtet sie sich in Luxus, wobei sie, ohne Wissen ihres Mannes, immer größere Schulden anhäuft. Schließlich stürzt sie sich Hals über Kopf in eine Affäre mit dem Grundbesitzer Rodolphe. Teure Geschenke für ihren Liebhaber lassen ihre geheimen Schulden noch weiter anwachsen. Doch kurz vor der geplanten gemeinsamen Flucht verlässt Rodolphe sie. Nach schwerer Krankheit beginnt sie eine weitere Affäre, doch die immer dringlicheren Forderungen der Gläubiger, zu deren Begleichung auch ihre beiden Liebhaber nicht willens sind, führen schließlich in die Katastrophe.

Unparteilich, sachlich, mit dem Blick eines Chirurgen beschreibt und seziert Gustave Flaubert seine Figuren. Es ist diese personale Erzählweise, die sich des Urteils und der Bewertung enthält, die „Madame Bovary“ zu einem frühen Meisterwerk des Realismus machte. Manche nennen ihn gar den „vollkommensten Roman der Geschichte.“ Der Stil- und Wortkünstler Flaubert beschreibt dabei Szenen und Innenleben so anschaulich, dass man als Leser – der Distanz des Erzählers zum Trotz - geradezu selbst zu Emma Bovary wird und mit ihr fühlt und leidet. Emmas Sehnsucht nach einem erfüllten Leben, die an der Enge und Trivialität ihrer realen Verhältnisse scheitert, spricht uns noch heute unmittelbar an.

Die unpersönliche Erzählweise nützte Flaubert im übrigen auch bei seinem Prozess, in dem man ihn unter anderem „Verherrlichung des Ehebruchs“ vorwarf. Da Flaubert aber nur nüchtern beschrieb und die geschilderten Ereignisse nicht selbst bewertete, gestanden die Richter ihm zu, dass er nur eine literarische Charakterstudie hatte schreiben wollen und nichts vorsätzlich Sittenwidriges geschaffen hatte; Flaubert wurde freigesprochen.

Auf einer Liste der „Romane, die man gelesen haben muss“ nimmt „Madame Bovary“ einen der obersten Plätze ein.

MK

 

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