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Das besondere Buch

Milan Kundera: "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins"

Ein Gastbeitrag von Sarah K.

Manchmal trifft es einen ganz unverhofft. Zu Beginn ist dort der Griff nach einem bestimmten Buch. Man beginnt zu lesen und kann nicht aushören, bis die letzte Seite erreicht ist. Jahre später erinnert man sich noch so intensiv an genau dieses Werk, dass man es wieder aufschlägt. Dies in der Erwartung, auf alte Bekannte zu treffen und deren Geschichte wieder so zu erleben, wie beim ersten Mal. Beinahe erschrocken stellt man dann jedoch fest, dass es anders ist, irgendwie vertraut und trotzdem neu. Erneut fliegen die Blicke Seite für Seite über die Worte, bis sie auf dem letzten Punkt landen. Dies stets mit der Faszination, Begeisterung und Verblüffung darüber, wie sich die eigene Wahrnehmung bezüglich der Charaktere, deren Motive und den Verlauf der Erzählung verändert hat und es nicht möglich ist, sich ohne Weiteres aus seinem Lesesessel zu lösen. Am Ende hat das Buch einen selbst ergriffen, wenn man dieses mit neuen Erkenntnissen nicht nur über das Werk, sondern auch über sich selbst, zurück ins Regal stellt und weiß, dass man es in ein paar Jahren wieder lesen wird.

Haben Sie so etwas bereits erlebt? Möchten Sie diese Erfahrung machen? Oder ist Ihnen einfach nach einer guten, anspruchsvollen Lektüre?

„Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“, eines seiner berühmtesten Werke Milan Kunderas, wurde während seines Exils 1984 n Frankreich veröffentlicht. In tschechischer Sprache erschien es zwar bereits im Jahr darauf, doch erschien erst im Jahr 2006 in Tschechien selbst. Die Geschichte spielt während des Kalten Krieges, thematisiert den Warschauer Pakt und das Ende der tschechoslowakischen Reformpolitik unter Alexander Dubček. Im Fokus steht die Beziehung zwischen der Serviererin Teresa und dem Chirurg Tomas, der diese durch seine Affären - selbst im Exil - immer wieder auf eine harte Probe stellt. Hierdurch werden dem aufmerksam Lesenden unterschiedliche Ansichtsweisen bezüglich Liebe, Treue und zwischenmenschlichen Beziehungen dargelegt – allgemein, aber auch in Zeiten von Unsicherheit und Krisen. Doch hier handelt es sich nicht um einen bodenständigen Liebesroman in einem historischen Setting. Kundera verarbeitet hier auch Friedrich Nietzches Ansatz der „ewigen Wiederkehr“ und verwebt ihn gekonnt mit dem Erzählstrang des Werkes.

„Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ bleibt trotz seines zeitlichen Settings zeitlos und ist selbst nun fast 40 Jahre nach seinem Erscheinen eine große Leseempfehlung wert.
 

SK

 


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