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Stefan Bollmann: »Zeit der Verwandlung – München 1900 und die Neuerfindung des Lebens«

„München leuchtete“ – dieser berühmte Anfangssatz einer Novelle von Thomas Mann wurde zum Synonym einer Epoche, der bajuwarischen Belle Epoque im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, als München für eine Weile die quirligste und avantgardistischste Stadt des Deutschen Reiches war, ein Experimentierlabor neuer künstlerischer Ausdrucksformen und Lebensstile.

In seinem eminent lesbaren Buch entwirft Stefan Bollmann ein figurenreiches Panorama dieser Zeit und lässt in kurzen Kapiteln die berühmten wie die weniger bekannten Personen lebendig werden, die sie prägten. Wir begegnen Frank Wedekind und Thomas Mann, Rainer Maria Rilke und Lou Andreas-Salomé, Stefan George und Ludwig Klages. Mit der „Skandalgräfin“ Franziska von Reventlov, die später zu einer Ikone der sexuellen Revolution und der Frauenbewegung wurde, tauchen wir in die Schwabinger Bohème, der sie in ihren Schlüsselromanen ein ironisches Denkmal setzte. Wir begleiten Kandinsky, Münter, Jawlenski und Werefkin auf ihrem Weg in die künstlerische Moderne und Abstraktion. Wir entdecken bizarre, heute kaum bekannte oder vergessene Figuren wie den abtrünnigen Freud-Schüler, koksenden, erotomanen Psychoanalytiker Otto Gross, den Hypnotiker Albert von Schrenck-Notzing und die „Traumtänzerin“ Madeleine Guipet, die unter Hypnose als Ausdruckstänzerin auftrat.

Ein ebenso buntes wie faszinierendes Panorama inspirierender Schicksale, die in ihrem Drang nach einem freieren, emanzipierten Leben vieles erprobten und erkämpften, was bis heute nachwirkt. 

 

MK

 


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